Zuerst wird das Pferd auf Asymmetrien im Kopfbereich untersucht. Dazu gehört die Begutachtung der Kaumuskulatur auf einseitige oder gleichmäßige Nutzung. Danach prüft man, ob am Kiefergelenk ein schmerzhaftes Verhalten festgestellt werden kann.
Nach einer Lippenöffnung kann man gut auf die Schneidezähne blicken und feststellen, ob dort Schiefen oder Fehlstellungen vorhanden sind.
Wenn man den Ober- und Unterkiefer gegeneinander verschiebt kann man hören, ob das Pferd Mahlkontakt an den Backenzähnen hat oder ob die Schneidezähne so lang sind, das man nur einen Kontakt der Schneidezähne feststellen kann. Weiterhin kann man beim seitlichen Verschieben der Schneidezähne feststellen, ob mögliche Blockaden bereits im vorderen Backenzahnbereich zu erwarten sind.
Mit den Fingern kann man prüfen, ob das Pferd am Oberkiefer an den vorderen Zähnen Schärfen, Haken oder Wolfszähne hat.
Während der Untersuchung kann man riechen (Speichel, Futterreste aus dem Maul), ob entzündliche Stellen in der Maulhöhle sind. Auch die Nüstern, die Schleimhaut, die Maulwinkel werden genau begutachtet und danach Therapievorschläge gemacht.
Vor dem Einsetzen des Maulgatters ist ein Sedation zu empfehlen, da es für Mensch und Tier sehr gefährlich werden kann, falls das Pferd das Maulgatter loswerden möchte.
Zum Öffnen des Mauls wählen wir aus mehreren Maulgattern das passende für Ihr Pferd aus.
Nach einem Ausspülen des Mauls kann die Maulhöhle in Ruhe mit einem Spiegel oder einem Endoskop genau untersucht werden.
So kann man auch kleinste Probleme wie Karies, offene Pulpen, gebrochene Zähne, Diastemen oder auch Zahnfleischentzündungen erkennen und Abhilfe leisten.
Nach der ersten Befundaufnahme wird das weitere Vorgehen besprochen und die sehr präzise arbeitenden Zahnmaschinen kommen zum Einsatz. Wir arbeiten mit speziellen Handraspeln und feinen, handlichen elektrischen Maschinen.
Da der Kiefer des Pferdes keine gerade, standardisierte Form hat, braucht jeder Zahn oder jede Zahngruppe eine eigene Raspel oder einen gesonderten Maschinenaufsatz. Zu lange und schiefe Schneidezähne werden mit einer Diamantscheibe Stück für Stück abgeschliffen, bis ein entspannter Backenzahnkontakt hergestellt ist.
Am Ende muss eine gerade Lücke zwischen den Schneidezähnen entstehen, wenn das Pferde den Kopf oben hält. Nimmt das Pferd den Kopf zum Boden, schiebt sich der Unterkiefer nach vorne und die Lücke ist geschlossen. Das Pferd kann so problemlos, ohne schmerzhaften Druck, Gras abbeißen.
Der Backenzahnkontakt wird während des Abschleifens der Schneidezähne aber genau im Auge behalten. Zu viel des Guten kann dazu führen, dass das Pferd nicht mehr kauen kann. Daher sollte man immer die Schneidezahnlänge immer mit den Backenzähnen abgleichen.
Kleinere Maßnahmen, wie z.B. das Raspeln von geringen Schärfen, kann man auch ohne Sedation durchführen. Ist das Pferd unruhig oder nicht kooperativ, kann auch für diese Arbeit eine Sedation nötig sein.
Größere Maßnahmen, insbesondere der Einsatz von Maschinen erfordern in der Regel eine Sedation.
Sollte eine Zahnbehandlung durchgeführt werden, wird zunächst erst einmal das ganze Equipment aufgebaut. Im Stall wird (gerne lauwarmes) frisches Wasser und Strom benötigt.
Dann wird das Pferd zur weiteren stressfreien Untersuchung und Behandlung leicht sediert. Je nach Eingriff werden Schmerzmittel, lokale Anästhesien bzw. verschieden wirkende Sedationsmittel verwendet. Nach einigen Minuten wirkt die Sedation. Erst dann wird ein Maulgatter eingesetzt.
Nun ist die Kaumuskulatur soweit erschlafft, dass es zu weniger starken Problemen im Kiefergelenk kommt und auch ein Kieferbruch unwahrscheinlicher wird, als wenn man auf die leichte Sedierung verzichtet. Die Schneidezähne stehen dabei auf Beißtellern und das Pferdemaul kann schonend geöffnet werden.
Das Pferd bleibt während der ganzen Behandlung stehen. Die Behandlungsschritte sind abhängig von dem Befund und werden individuell angepasst.
Aufgrund der Entwicklung der Zahnheilkunde in der Pferdepraxis sind die Geräte zur Behandlung der Zähne auf den neuesten Stand der Wissenschaft. Unterschiedliche elektrische Einheiten, verschiedene Handraspeln und Zangen, verschiedene Lichtquellen zum Ausleuchten der Maulhöhle, Halterungen zur Fixierung des Kopfes und verschiedene Maulöffner befähigen dazu die Pferdezähne bestmöglich und präzise zu behandeln.
Sollte es notwendig sein, können vor Ort eine lokale Anästhesie vorgenommen werden, auch Schmerzmittel und weitere Medikamente sind im Praxisauto vorhanden. Digitales Röntgen kann vor Ort nach Voranmeldung durchgeführt werden.
Nach der Behandlung wird das Pferd in seiner Box angebunden oder zum Beispiel in ein Paddock gebracht (ohne Futter) bis es vollständig aufgewacht ist.
Die Sedation sollte vollständig aufgehoben sein (ca. zwei Stunden nach Injektion der Spritze) bevor das Pferd fressen darf, da sonst die Gefahr einer Schlundverstopfung gegeben ist. Meist sind unsere Patienten bei den letzten Feinarbeiten schon langsam wieder wach und haben nur schön geträumt. Negative Erfahrungen mit Zahnbehandlungen bleiben so aus.
Patienten beschreiben den Umgang unseres Praxisteams mit Ihren Vierbeinern als sehr routiniert, ruhig und geerdet. Für uns ist jeder Patient und sein Wohlergehen sehr wichtig, daher planen wir genügend Zeit ein, um uns so optimal wie möglich mit Ihrem Pferd zu befassen.