Pferdezahnarzt - Balance im Pferdegebiss- Kiefergelenk als Zentraler Punkt

Pferdezähne schieben sich im Jahr durchschnittlich ca. 2-3 mm aus den Kiefern heraus und nutzen sich im Regelfall auch ebenso viel ab.

Normaler Weise sollten die Schneidezähne, Backenzähne und das Kiefergelenk in einer gewissen Winkelung zueinander stehen- nur so ist eine Balance bei den sehr kraftvollen Kieferausschlägen herzustellen und die Zerkleinerung des Futters erfolgt reibungslos und ohne Schmerzen. 

Leider trifft man diese Balance im Gebiss nicht selbstverständlich an: Die Schneidezähne haben hauptsächlich die Funktion, Futter wie Gras abzubeissen. Die Backenzähne zermahlen das Futter und schieben es mit Hilfe der Zunge systematisch nach hinten in Richtung Schlund, wo es zum Abschlucken des Futters kommt. 

Da die Pferde nicht mehr alles mit den Schneidezähnen abreissen müssen und heutzutage eher weniger als 24 h auf der Weide Ihrem Kaubedürfnis nachgehen dürfen, nutzen sich die Schneidezähne oft weniger ab. Sie werden so in Relation zu den Backenzähnen zu lang. Somit kommt es öfter zu einer Art Spalt zwischen den Backenzahnreihen, welcher die Backenzähne auseinander halten würde, wenn nicht die Pferde zum Zerkauen von Futter sehr viel Druck aufbauen würden. Dieser starke Druck wirkt aber nicht nur auf die Schneidezähne sondern auch auf die Kiefergelenke. Das Kiefergelenk ist einer chronischen Belastung ausgesetzt, wenn das Pferd bei jedem Bissen mit Muskelkraft die Backenzähne in Kontakt bringen muss.  Diese Fehlbelastung des Kiefergelenks kann zu Kiefergelenksschmerzen führen, teils einseitig, aber auch beidseitig. Diese auftretenden Schmerzen im Kiefergelenk führen zu Verspannung der Kaumuskulatur und auch oft zur Verspannung der Halsmuskulatur. Diese Blockaden werden sich durch Rittigkeitsprobleme äussern, da nicht nur die Halswirbelsäule, sondern auch die gesamte Rückenmuskulatur beeinflusst werden kann. Es gibt sogar Studien, die einen Zusammenhang zwischen Fehlstellungen der Vorderbeinen und des Ileosakralgelenkes mit den Fehlbelastungen im Kiefergelenk herstellen konnten. Die Herstellung der Balance des Pferdegebisses ist also nicht nur eine punktuelle Notwendigkeit, sondern kann sich auf den gesamten Organismus auswirken.

Fehlt ein Zahn, ist ein Zahn härter als die anderen Zähne oder steht er nicht exakt  in Reihe, so wird der Gegenspieler nicht genügend abgerieben.  Diese Meisselzähne oder auch kleine Zahnüberstände bilden ein mehr oder weniger starkes Wellengebiss und  blockieren die Beweglichkeit der Kiefer und führen dazu, dass die natürlichen Kaubewegungen stark beeinflusst wird. In Folge kann sich das ganze Gebiss verschieben. Im Backenzahnbereich kommt es als Folge zu Rampen- und Hakenbildung, scharfen Innen- und Außenkanten der Zähne, sowie verschiedenen anderen Problemen.

Einzelne sehr gross gewordene Meisselzähne  können den Gegenspieler so aushöhlen, dass nicht nur das Zahnfleisch, sondern auch der  gegenüberliegende Knochen verletzt wird. Dies gibt Bakterien Vorschub und kann zu Zahnfachentzündungen und auch Kieferhöhlenvereiterungen führen.

Auch beim physiologischen Zahnwechsel in den ersten Lebensjahren können Milchzähne (Kappen) sich zwischen anderen Zähnen einklemmen und den Zahnwechsel verzögern.

Ziel der regelmässigen Behandlung ist es, den Kontakt im Backen- als auch im Schneidezahnbereich, die Balance zwischen Schneidezähnen-Backenzähnen-Kiefergelenk und die Kaubewegung über die gesamte Zahnfläche herzustellen.

 

Es gilt also, das dynamische Gleichgewicht im Pferdemaul zu erhalten, damit aus kleinen Problemen durch rechtzeitige Korrektur keine großen Probleme werden.